GESCHICHTE

INSEL DIA

Der Legende nach wurde die Insel Dia von Zeus erschaffen (Dia ist auf Griechisch der Name von Zeus). Als sich ein kolossales Seeungeheuer bedrohlich der Insel Kreta näherte, verwandelte Zeus es mit einem mächtigen Blitz in Stein – und die Insel war geboren.

Dia spielte vor allem in der minoischen Zeit sowie im Mittelalter eine wichtige Rolle für die Schifffahrt; während der minoischen Zivilisation war die Insel zudem bewohnt. Sie diente den Schiffen als Orientierungspunkt und erleichterte darüber hinaus die Einfahrt in den Hafen, da sie eine natürliche Barriere gegen die Nordwinde bildet. Von großem Interesse sind die Untersuchungen, die der französische Ozeanograf Jacques-Yves Cousteau 1974–1975 mit einem Hochseeschiff durchführte. 1976 entdeckte er in der Nähe der Bucht von Agios Georgios auf dem Meeresgrund quadratische und rechteckige Felsblöcke, die zu einem künstlichen Wellenbrecher zusammengefügt worden waren – die Forscher nannten sie „Zyklopenmauern“. Laut Cousteau handelte es sich dabei um den einst größten und wichtigsten Hafen von Knossos.

Die 2010 begonnenen archäologischen Oberflächenuntersuchungen auf Dia brachten zahlreiche behauene Steinwerkzeuge aus lokalem Feuerstein ans Tageslicht; es scheint, dass diese in vorgeschichtlicher Zeit in großer Zahl auf Dia produziert wurden. Zudem wurden unzählige zumeist unverzierte, teils mit Verzierungen versehene Keramikscherben gefunden; ebenso Glasfragmente sowie seltener Metallgegenstände, Stücke von Plinthen und Ziegeln, zwei Münzen aus dem 17. Jahrhundert, einige Pfeifen aus der Türkenzeit sowie mehrere Granaten aus dem Zweiten Weltkrieg.  Die Funde decken eine große chronologische Bandbreite ab, die vom Neolithikum bis zur Neuzeit reicht – mit einem Schwerpunkt auf der frühen Bronzezeit, gefolgt von der hellenistischen, römischen, byzantinischen, venezianischen und osmanischen Epoche.